DIFC-Arbeitsrecht: Was Geschäftsinhaber in den VAE wissen müssen

Das Dubai International Financial Centre (DIFC) ist ein besonderer Geschäftsstandort in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) mit einem eigenen rechtlichen und regulatorischen System. Obwohl es in Dubai liegt, hat das DIFC ein unabhängiges Rechtssystem mit eigenen Gerichten, Vorschriften und – am wichtigsten – einem eigenen Arbeitsrecht.
Für Unternehmer, die das beste Unternehmen in den VAE aufbauen wollen, ist es wichtig, die speziellen Arbeitsvorschriften im DIFC zu kennen. Egal ob du ein neues Unternehmen gründest oder ein bestehendes im DIFC leitest – die Einhaltung des DIFC-Arbeitsrechts ist entscheidend.
In diesem Artikel geben wir einen klaren und praktischen Überblick über das DIFC-Arbeitsrecht, vergleichen es bei Bedarf mit dem allgemeinen Arbeitsrecht der VAE und zeigen wichtige Pflichten für Arbeitgeber sowie bewährte Praktiken, um gesetzeskonform und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Wichtige Punkte
- – Unabhängiger Rechtsrahmen: Das DIFC hat ein eigenes arbeitsrechtliches System auf Basis des Common Law, das vollständig vom Arbeitsrecht auf dem Festland der VAE getrennt ist.
- – Einführung des DEWS-Systems: Die traditionelle End-of-Service-Abfindung wurde größtenteils durch das DEWS-System (DIFC Employee Workplace Savings) ersetzt. Dadurch haben sich die finanziellen Pflichten der Arbeitgeber geändert.
- – Gesetzliche Mindestanforderungen müssen erfüllt werden: Arbeitsverträge dürfen keine schlechteren Bedingungen enthalten als die im DIFC-Arbeitsrecht vorgeschriebenen.
- – Effiziente Streitbeilegung: Die DIFC-Gerichte – besonders das Small Claims Tribunal – bieten eine schnelle und unkomplizierte Lösung von Arbeitsstreitigkeiten. Die Verfahren werden auf Englisch durchgeführt.
- – Wichtige Unterschiede zum VAE-Arbeitsrecht auf dem Festland: Obwohl beide Systeme die Rechte der Arbeitnehmer schützen, gibt es Unterschiede bei Vertragsarten, Überstundenregelungen, Diskriminierungsschutz und Abrechnungen bei Austritt.
Das Rechtssystem des DIFC
Unabhängige Gerichtsbarkeit
Das Dubai International Financial Centre (DIFC) arbeitet als unabhängige Gerichtsbarkeit mit einem Common-Law-Rechtssystem, das vom Bundesrecht der VAE getrennt ist. Die zuständige Justizbehörde, die DIFC Courts, führt alle Verfahren auf Englisch durch. Deshalb werden Arbeitsstreitigkeiten und andere rechtliche Angelegenheiten im DIFC unabhängig vom onshore Ministry of Human Resources and Emiratisation (MOHRE) geregelt. Diese Unterscheidung ist besonders wichtig für diejenigen, die Geschäftsideen in den VAE prüfen, da sich die rechtlichen Verpflichtungen je nach Gerichtsbarkeit stark unterscheiden können.

Wesentliche Gesetzgebung
Die zwei wichtigsten Säulen der Arbeitsregulierung im DIFC sind:
- – DIFC Employment Law Nr. 2 von 2019 (in der geänderten Fassung) – der zentrale rechtliche Rahmen für Arbeitsangelegenheiten im DIFC.
- – DIFC Employment Regulations – detaillierte Richtlinien zu spezifischen Pflichten der Arbeitgeber, wie die verpflichtenden DEWS (DIFC Employee Workplace Savings) Beiträge für die End-of-Service-Leistungen.
Jedes UAE-Geschäft, das im DIFC tätig ist, muss diese Regeln streng einhalten. Anders als Unternehmen auf dem Festland können Unternehmen im DIFC nicht auf das Arbeitsrecht der VAE auf dem Festland zurückgreifen – obwohl einige VAE-weite Anforderungen, wie die Krankenversicherung, weiterhin gelten.
Regulierungs- und Vollzugsbehörden
- Die DIFC Behörde (DIFCA): Diese Institution überwacht die Einhaltung der Vorschriften im DIFC, legt beschäftigungsbezogene Richtlinien fest und hat die Befugnis, Strafen bei Verstößen zu verhängen.
- Die DIFC Gerichte: Diese Gerichte haben die ausschließliche Zuständigkeit für Arbeitsstreitigkeiten im Centre. Für Geschäftsinhaber bedeutet das, dass Beschwerden von DIFC-Mitarbeitern niemals vom MOHRE oder den Arbeitsgerichten auf dem Festland der VAE behandelt werden.
Diese unabhängige Rechtsstruktur ist besonders wichtig für Unternehmer, die innovative Geschäftsideen in den VAE starten oder ein UAE-Geschäft innerhalb des DIFC ausbauen möchten.
Wichtige DIFC-Arbeitsgesetze
Arbeitsverträge
- – Schriftlicher Vertrag Pflicht: Alle Mitarbeiter im DIFC müssen innerhalb von sieben Tagen nach Arbeitsbeginn einen schriftlichen Arbeitsvertrag erhalten.
- – Obligatorische Vertragsinhalte: Der Vertrag muss klar die Berufsbezeichnung, das Anfangsdatum, das Gehalt, die Kündigungsfrist, Urlaubsansprüche und angeben, ob es sich um einen befristeten oder unbefristeten Vertrag handelt.
- – Probezeit: Die Probezeit ist auf maximal sechs Monate begrenzt. In dieser Zeit können Arbeitgeber mit kurzer Frist kündigen, wie im Vertrag angegeben.
- – Sprachliche Anforderungen: Englisch ist die offizielle Sprache für alle Rechtsdokumente im DIFC, aber bei Bedarf können auch zweisprachige Verträge verwendet werden.
Löhne und Arbeitszeiten im DIFC
Für jedes UAE-Geschäft im DIFC – oder für Unternehmer, die neue Geschäftsideen in den VAE erkunden – ist das Verständnis der Lohnregeln und Arbeitszeitbestimmungen wichtig für die Einhaltung der Gesetze und ein gutes Arbeitgeberimage.
- – Monatliche Zahlung: Gehälter müssen mindestens einmal pro Kalendermonat ausgezahlt werden. Pünktliche Zahlung ist eine gesetzliche Verpflichtung und wichtig für das Vertrauen der Mitarbeiter.
- – Standardarbeitszeit: Die reguläre Arbeitszeit beträgt maximal 48 Stunden pro Woche, gemittelt über die Zeit, außer der Mitarbeiter stimmt schriftlich einer längeren Arbeitszeit zu.
- – Ruhezeiten: Mitarbeiter haben Anspruch auf mindestens einen Ruhetag pro Woche und 11 zusammenhängende Stunden tägliche Ruhezeit.
- – Überstundenvergütung: Anders als das Arbeitsrecht der VAE auf dem Festland schreibt das DIFC-Gesetz keine bezahlten Überstunden vor. Überstundenregelungen müssen im Arbeitsvertrag oder internen Richtlinien klar festgelegt sein.
Urlaubsansprüche im DIFC
Klare und faire Urlaubsregelungen sind nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern unterstützen auch das Wohlbefinden und die Mitarbeiterbindung, besonders in wettbewerbsintensiven UAE-Geschäft Umgebungen.
- – Jahresurlaub: Vollzeitbeschäftigte haben Anspruch auf mindestens 20 Arbeitstage bezahlten Jahresurlaub pro Jahr.
- – Krankenstand: Mitarbeiter können innerhalb von 12 Monaten bis zu 60 Arbeitstage Krankheitsurlaub nehmen:
- Erste 10 Tage: volles Gehalt
- Nächste 20 Tage: halbes Gehalt
- Restliche 30 Tage: ohne Bezahlung
- – Mutterschaftsurlaub: Weibliche Mitarbeiter mit mindestens 12 Monaten Dienstzeit haben Anspruch auf 65 Arbeitstage, aufgeteilt in:
- Erste 33 Tage: volles Gehalt
- Nächste 32 Tage: halbes Gehalt
- – Vaterschaftsurlaub: Neue Väter erhalten fünf Arbeitstage bezahlten Urlaub, der innerhalb eines Monats nach Geburt des Kindes genommen werden muss.
- – Öffentliche Feiertage: Mitarbeiter haben Anspruch auf bezahlten Urlaub an öffentlichen Feiertagen der VAE. Wenn sie an einem Feiertag arbeiten, müssen sie entweder zusätzlich bezahlt werden oder einen Ersatzruhetag erhalten.
End-of-Service-Leistungen: Das DEWS-System
Ein wesentlicher Unterschied zu den traditionellen Arbeitspraktiken der VAE ist, dass das DIFC mit der Einführung des DEWS (DIFC Employee Workplace Savings)-Systems im Jahr 2020 vom Gratifikationsmodell abgewichen ist. Diese Veränderung betrifft jedes UAE-Geschäft, das im DIFC tätig ist, und sollte bei der Budgetierung und Planung von Vergütungspaketen berücksichtigt werden.
- – Monatliche Arbeitgeberbeiträge:
- 5,83% des Grundgehalts des Mitarbeiters für die ersten fünf Dienstjahre
- 8,33% danach
- – Altes Gratifikationssystem: Für Dienstzeiten vor dem 31. Januar 2020 gilt weiterhin das traditionelle Gratifikationssystem, sofern der Arbeitgeber diese Beträge nicht bereits in das DEWS-System übertragen hat.
- – Nicht-Verlustregel: Selbst bei einer Kündigung wegen grober Pflichtverletzung hat der Mitarbeiter Anspruch auf alle angesammelten DEWS-Leistungen – es erfolgt kein Verlustanspruch.

Kündigung und Entlassung im DIFC
Das Verständnis, wie ein Arbeitsverhältnis rechtlich beendet werden kann, ist für jedes UAE-Geschäft entscheidend, besonders für solche mit Sitz im DIFC. Ob bei Umstrukturierungen, disziplinarischen Maßnahmen oder der Beendigung eines Vertrags – Arbeitgeber müssen die DIFC-spezifischen Vorschriften beachten, die sich von denen des Festlands der VAE unterscheiden. Dies ist besonders relevant für Unternehmer bei der Personalplanung oder bei der Beantragung eines UAE-Geschäftsdarlehens, wo Personalkosten und Verbindlichkeiten eine Rolle spielen.
Kündigungsfristen
Die Mindestkündigungsfrist, die ein Arbeitgeber einhalten muss, richtet sich nach der Dienstzeit des Mitarbeiters:
- – Weniger als 3 Monate: 7 Tage Kündigungsfrist
- – 3 Monate bis 5 Jahre: 30 Tage Kündigungsfrist
- – Mehr als 5 Jahre: 90 Tage Kündigungsfrist
Alternativ können Arbeitgeber Zahlung statt Kündigungsfrist wählen und das Arbeitsverhältnis sofort beenden, indem sie das Gehalt für die Kündigungsfrist auszahlen. Hinweis: Diese gesetzlichen Kündigungsfristen gelten nicht während der Probezeit.
Kündigung aus wichtigem Grund
Das DIFC erlaubt sofortige Entlassung bei schwerwiegendem Fehlverhalten, wie Diebstahl, Betrug oder Gewalt. In solchen Fällen gilt:
- – Keine Kündigungsfrist oder Zahlung statt Kündigungsfrist erforderlich
- – Der Arbeitgeber muss klare und dokumentierte Beweise vorlegen
- – Ansprüche auf End-of-Service-Leistungen (einschließlich DEWS-Beiträge) können nicht verloren gehen, auch bei grobem Fehlverhalten
Entlassung aus betriebsbedingten Gründen (Redundanz)
Redundanz wird als legitimer Kündigungsgrund „ohne Angabe von Gründen“ anerkannt, typischerweise bei Umstrukturierungen oder Personalabbau.
- – Die Standardkündigungsfristen und Zahlungsverpflichtungen gelten weiterhin
- – Keine zusätzliche Abfindungspflicht besteht nach DIFC-Recht
- – Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass die Entscheidung nicht diskriminierend ist
Für wachsende Unternehmen, die sich mit wechselnden Teamstrukturen auseinandersetzen oder ein UAE-Geschäftsdarlehen beantragen, ist das Verständnis dieser Verpflichtungen entscheidend für das Risikomanagement.
Endabrechnungen
Bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses muss der Arbeitgeber:
- – Das Endgehalt sowie jeden nicht genommenen Urlaubsanspruch auszahlen
- – Die DEWS End-of-Service-Beiträge innerhalb von 14 Tagen freigeben
- – Bei ungerechtfertigter Verzögerung kann eine Strafe von einem Tageslohn pro Verzögerungstag anfallen
Schnelle und korrekte Endabrechnungen helfen, rechtliche Probleme zu vermeiden und fördern ein positives Arbeitgeberimage – besonders wichtig bei externer Finanzierung oder Unternehmenswachstum.
Streitbeilegung im DIFC
Einer der Vorteile der Tätigkeit im DIFC ist der Zugang zu einem modernen, englischsprachigen Rechtssystem. Alle arbeitsrechtlichen Streitigkeiten werden von den DIFC-Gerichten behandelt, ohne Beteiligung von MOHRE oder den Arbeitsgerichten des Festlands der VAE.
Small Claims Tribunal (SCT)
- – Am besten geeignet für einfache Ansprüche (z. B. nicht gezahltes Gehalt, DEWS-Beiträge)
- – Bearbeitet automatisch Ansprüche bis zu AED 500.000
- – Ansprüche über diesem Betrag können mit gegenseitigem Einverständnis verhandelt werden
- – Schnell, informell und kostengünstig — keine Anwälte erforderlich
Court of First Instance (CFI)
- – Zuständig für komplexere oder hochvolumige Streitfälle (typischerweise über AED 500.000 bzw. USD 136.135)
- – Formelle Verfahren mit Rechtsvertretung und möglichen Berufungen
Mediation und Schiedsverfahren
- – Mediation wird ausdrücklich empfohlen und führt oft zu einer schnellen Einigung
- – Schiedsverfahren sind möglich, wenn im Arbeitsvertrag festgelegt
- – Trotz dessen wählen viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer das SCT aufgrund seiner Schnelligkeit und Einfachheit
DIFC vs. Onshore-Arbeitsrecht der VAE: Wesentliche Unterschiede
Für Unternehmer und Geschäftsinhaber, die Geschäftsideen in den VAE erkunden oder bereits ein UAE-Geschäft führen, kann die Wahl des Standorts — innerhalb des DIFC oder im Onshore-Gebiet der VAE — erhebliche rechtliche und operative Folgen haben. Einer der wichtigsten Unterschiede liegt im Arbeitsrecht.
Nachfolgend eine klare Gegenüberstellung des DIFC-Arbeitsrechts und des Bundesarbeitsgesetzes der VAE (Bundesdekret-Gesetz Nr. 33 von 2021):
Kernbereich | DIFC (Dubai International Financial Centre) | Onshore VAE (Festland) |
---|---|---|
Gerichtsbarkeit & Sprache | Operiert unter einem unabhängigen Common-Law-System mit englischsprachigen Gerichten. | Geregelt durch MOHRE, Gerichtsverfahren auf Arabisch. |
Arbeitsverträge | Bietet Flexibilität mit unbefristeten und befristeten Verträgen. | Alle Arbeitnehmer müssen befristete Verträge (bis zu 3 Jahre, verlängerbar) haben. |
Überstunden | Nicht gesetzlich verpflichtend; Überstunden müssen im Vertrag oder in der Firmenpolitik definiert sein. | Gesetzlicher Überstundenzuschlag für Arbeitsstunden über das gesetzliche Limit hinaus. |
Jahresurlaub | Mindestens 20 Arbeitstage pro Jahr. | 30 Kalendertage, was ungefähr 22 Arbeitstagen entspricht. |
End-of-Service-Leistungen | Verwendet das DEWS (finanzierte Beitragsregelung), mit optionaler Alt-Gratifikation für Dienstzeiten vor 2020. | Folgt einem traditionellen Gratifikationsmodell, basierend auf dem letzten Grundgehalt und Dienstjahren. |
Diskriminierungsschutz | Klare Anti-Diskriminierungsbestimmungen und rechtliche Mittel über DIFC-Gerichte. | Allgemeine Anti-Diskriminierungsregeln vorhanden, jedoch kein detailliertes Beschwerdeverfahren. |
Die Wahl zwischen DIFC und Festland VAE hängt von der Art Ihres Geschäfts, rechtlichen Präferenzen und der Priorität eines Common-Law-Systems gegenüber dem Bundesrecht ab. Für viele internationale Investoren und Startups, die Geschäftsideen in den VAE prüfen, bietet das DIFC mehr Klarheit, Flexibilität und ein international vertrautes Rechtsumfeld.